Restauration von alten Modellmotoren
Wenn man einen alten Modellmotor bekommt, dann sieht er meistens so, oder so ähnlich, aus wie auf den folgenden Bildern. Wobei der hier gezeigte Motor eher die Ausnahme ist, denn er ist einfach nur verdreckt und
nicht besonders verharzt (altes Rizinusöl). Diese Rizinusrückstände machen aber im Normalfall die meisten Probleme. Denn durch sie ist der Motor nur sehr schwer oder gar nicht zu zerlegen und die Verharzungen lassen
sich auch nur sehr schwer entfernen.
Im Internet findet man so einige Tipps zur Motorreinigung. Ich habe ein paar davon selber ausprobiert und möchte hier nun meine Methode vorstellen die sich daraus ergeben hat.
Die Methode mit Backrohrreiniger funktioniert zwar recht gut, der Reiniger greift aber leider das verwendete Aluminium an. Was eine unschöne (fleckige) Oberfläche zur Folge hat und das Problem des zerlegens nicht löst. Einlegen des Motors in diverse Reiniger und Lösemittel (Synthetiköl, Diesel, etc.) brachte auch nicht den gewünschten Erfolg. Weiters besteht dann meistens immer noch das Problem des zerlegens und man muß aufpassen, daß die verwendeten Lösemittel die Dichtungen nicht angreifen.
Auf die Bearbeitung von verrosteten Motoren gehen ich hier nicht weiter ein, denn zum Glück hatte ich diesen Fall noch nie. Meine Motoren sind zwar alle ziemlich verharzt, aber Rost war bei mir noch nie ein Thema.
Meine Methode der Motorreinigung:
- Motor grob vorreinigen, z.B. mit einem Tuch, alter Zahnbürste, etc. um die gröbsten Verschmutzungen zu entfernen.
- Den Motor so weit als möglich zerlegen. Wichtig: Dabei ohne Gewalt vorgehen! Durch Rizinus verklebte Teile werden im nächsten Schritt behandelt.
Außerdem sollte man sich gut merken wo (und wie) welches Teil hingehört. Eventuell Markierungen an den Teilen anbringen (z.B. Laufbüchse-Zylinder) oder Fotos machen.
Worauf man beim zerlegen/montieren von Motoren achten sollte wird hier nicht näher besprochen! - In einem entsprechend großem (nicht mehr zum kochen benötigtem) Topf Wasser mit etwas Spülmittel zum kochen bringen und den Motor darin einlegen.
Die Temperatur stellt dabei kein Problem dar, der Motor wird im Betrieb ja auch so heiß oder sogar heißer. Aber durch das kochende Wasser wird das verharzte Rizinus regelrecht weichgekocht. Den Motor ein paar Minuten kochen lassen und dann einen neuen Versuch starten ihn zu zerlegen. Falls sich die eine oder andere Schraube dann immer noch nicht lösen lassen sollte, einfach noch ein paar Minuten länger kochen. Wenn der Motor dann in sämtliche Einzelteile zerlegt ist, lasse ich die ganze Sache dann noch für ca. eine halbe Stunde weiter kochen. Bitte daran denken, daß die Teile heiß sind und man beim zerlegen vorsichtig sein muß, um sich nicht zu verbrennen!
Natürlich ist es auch möglich den Motor mit einem Heißluftföhn zu erwärmen um ihn leichter zerlegen zu können. Die Methode mit dem kochen hat jedoch ein paar Vorteile:- Der Motor wird gleichmäßig erwärmt, was Spannungen im Gehäuse verhindert/vermindert.
- Wenn der Motor noch nicht ganz zerlegt ist, kann das heiße Wasser auch Stellen im inneren des Motors erreichen.
- Durch das kochen im Spülmittel/Wasser Gemisch wird schon ein Teil des alten Rizinusöls entfernt.
- Und das wichtigste: Die Harzanhaftungen werden richtig weichgekocht und lassen sich danach viel einfacher und leichter entfernen!
- Die gekochten Teile vorsichtig (heiß) aus dem Topf entnehmen. Darauf achten, daß man auch keines der Kleinteile übersehen hat!
- Die Teile kurz abtropfen und trocknen lassen. Durch die hohe Temperatur der Teile verdunstet das restliche Wasser recht schnell und es gibt keine Rostprobleme. Zu lange sollte man die Teile aber auch nicht liegen lassen!
- Die Teile bis zur weiteren Bearbeitung in einem guten Modellmotorenöl einlegen. Am besten so, daß sie komplett bedeckt sind. Ich verwende hierzu das gleiche Öl wie im Treibstoff (Aerosynth 3). Bei mir bleiben die Teile
so lange im Öl liegen bis ich Zeit und Lust habe daran weiterzuarbeiten.
Hier hatte ich schon Zeiträume von einem Tag bis zu mehreren Wochen. In Bezug auf das lösen und entfernen der Verharzungen konnte ich dabei jedoch keinen Unterschied feststellen. Auch wenn es heißt, daß ein gutes Synthetiköl das Rizinus anlösen soll. - Die Teile aus dem Öl entnehmen und gut abtropfen lassen! Man will ja nichts vom teuren Öl verschwenden. Meistens lasse ich die Teile über Nacht oder für einen Tag abtropfen.
- Die Teile mit einem Tuch abwischen, um diese vom restlichen Öl zu befreien und im nächsten Schritt nicht zu viel Sauerei zu machen. Wobei man hier nicht ganz genau vorgehen muß, einfach das Gröbste entfernen.
- Die Teile mit einem Dremel oder Proxxon und eingespannter Messingbürste bearbeiten (Schutzbrille tragen! Die einzelnen Borsten lösen sich von der Bürste).
Die Verharzungen lösen sich durch das kochen leicht. Ohne das vorherige kochen bekommt man die Verharzungen mit der feinen Messingbürste so gut wie nicht weg!
Durch die Messingbürste wird außerdem die Oberfläche leicht poliert/gebürstet, ohne die originale Oberflächenbeschaffenheit zu sehr zu verändern. - Stellen die man mit der Maschine nicht erreicht (im Gehäuse, Gewinde, Kühlrippen, Kolbenunterseite, etc.) mit passendem Werkzeug reinigen (feiner Schraubendreher mit einem Tuch überzogen, Stecknadel, etc.).
- Harzreste die sich immer noch nicht gelöst haben mit Schraubendreher, Stecknadel, etc. vorsichtig abkratzen.
- Mit einem sauberen Tuch das Teil abwischen und alle Rückstände von den vorherigen Schritten entfernen. Das Teil ist nun fertig überarbeitet und bereit für den Einbau.
- Die vorherigen Schritte auf alle Teile anwenden.
- Motor wieder zusammenbauen und dabei alles gut einölen, auf Leichtgängigkeit achten. Wenn der Motor wieder betrieben werden soll: Teile (Lager, Laufbüchse, Kolbenringe, etc.) prüfen und eventuell tauschen. Bei mir kommen fast alle Motoren in die Vitrine, daher mache ich keine Überprüfung und keinen Austausch von Teilen. Der Motor wird mit den alten Lagern, Kolbenringen, etc. wieder zusammengebaut, egal ob diese noch gut sind.
- Wenn der Motor in die Vitrine kommt, die Schrauben nur leicht anziehen. Falls der Motor wieder betrieben werden soll, die Schrauben richtig anziehen.
- Zum Schluß noch ein paar Tropfen Öl in Vergaser und Zündkerzenloch geben (zur Konservierung) und den Motor ein paar mal durchdrehen.
- Fotos für die Webseite machen, technische Daten ausmessen oder im Internet suchen und sich am schönen Stück erfreuen.
Wenn man sich diese dreckige, zeitaufwändige und nicht ganze einfache Arbeit antut, sollte man anschließend ein schönes und gut konserviertes Stück für die Vitrine, oder einen gut laufenden Motor für den Einsatz im Modell haben.